In einer stillgelegten Mühle

Mit Null Vorwissen, aber großen Erwartungen hat sich die Mari dieser Tage in eine stillgelegte Getreidemühle im Mittleren Burgenland begeben, wo ein ehemaliger Müllermeister zur exklusiven Führung eingeladen hat. Bis in die 1970er Jahre hatten sich in dem alten Gebäude die Räder gedreht, angetrieben von einem Dieselmotor, der heute in einem deutschen Museum Technikfreunde beeindruckt. Derweil hat die Mari auch an dessen ursprünglichem Standort in der Mühle nicht schlecht gestaunt. Hat sie doch dank der detaillierten Erklärungen einen Einblick in die Müllerei gewonnen!

Jetzt hat es seine Zeit gedauert, bis die Mari begriffen hat, dass bei der Besichtigung einer Mühle räumliches Vorstellungsvermögen gefragt ist. Du musst nämlich ahnen, was über oder unter dem Boden ist, auf dem du dich gerade befindest, um zu verstehen, was du hier siehst. So will die Anordnung der beiden horizontalen Räder unter der Decke im Erdgeschoss auf den ersten Blick nicht einleuchten. Erst beim Betreten des darüber liegenden Mahlbodens wird’s klar: damit wurde damals die Kraft von der Transmission um 90° umgelenkt, um dort oben zwei Mühlsteine zu bewegen. 

Die vielen Räder der Transmissionswelle, die längs durch das gesamte Gebäude läuft, hatten seinerzeit neben den unterschiedlichen Maschinen auch die Transportvorrichtungen in der Mühle angetrieben. Also konnte das Korn nach der Anlieferung und dem Wägen über einen Elevator gleich bis ganz hinauf unter das Mühlendach befördert werden. Dort oben wurde es zur Reinigung durch zwei Geräte geschickt: der Aspirateur blies Schmutzteilchen aus dem Getreide; der Trieur konnte die Körner der Größe und Form nach aussortieren. Dann fiel das Mahlgut eine Etage tiefer in die Schälmaschine

Nebenan, auf dem Mahlboden haben zwei metallene Walzenstühle beeindruckt: der eine, ein massives deutsches Fabrikat, laut den Ausführungen des Müllermeisters „für die Ewigkeit gebaut“, und daneben das ungarische Pendant, dem die Mari eine derartige Bestimmung nicht ansehen hat können. Hier hat sie auch die verschiedenartig geriffelten Walzen anfassen dürfen, die das Material in mehreren Mahl- und Siebdurchläufen einst passiert hatte. Bei diesen sogenannten Passagen wurde es zwischen dem Mahl- und dem darüber liegenden Sichterboden mit Becherwerken oder Holzrutschen mehrmals hin und her befördert. 

Auch die verschiedenen Siebe des Plansichters sind ertastet worden. Am meisten angetan war die Mari aber vom Unruh, dem gewaltigen Gewicht, das während des Produktionsvorgangs mit seinen schwingenden Bewegungen das Mehl durch die Siebe rüttelte, bis es durch die tanzenden Stofffüßchen zurück zu den Walzenstühlen rutschte, bzw. in dem Rohrsystem landete, das zu den einzelnen Stutzen der Absackbänke führte. Daneben wurde damals auch Grieß in Säcke gefüllt, das aus den Sieben der alten hölzernen Grießputzmaschine rieselte. 

Grieß! Nach dem erfahrungsreichen Nachmittag in der alten Mühle hat die Mari Gusto auf ein köstliches Grießkoch bekommen… 

Das hat der Mari auch gefallen